Presseplätze die zwote


/update: CARTA mit einer guten Analyse der Vorgänge. Ich wünschte, ich wäre da drauf gekommen *g*

Danke an die Opalkatze an der Stelle 🙂

Ist auch nicht besser gelaufen. Und inzwischen machen sich bei diesem Verfahren so ziemlich alle Beteiligten nur noch lächerlich.

Bei CARTA sieht man, wer alles Plätze bekommen hat.

Und was geradezu schmerzhaft ins Auge fällt ist:

Brigitte, Radio Lotte Weimar und Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung.

Hier jetzt einseitig das Landgericht München in Haftung zu nehmen, geht auch ein wenig an den Realitäten vorbei. Die sind diesmal nicht alleine schuld.

Spätestens seit der ersten Akkreditierungsrunde ist klar: Die Plätze für die Presse ist begrenzt, weil der Saal einfach viel zu klein ist. Dieser Saal hätte gar nicht genutzt werden dürfen, jetzt ist er aber vorbereitet und ein weiterer Aufschub würde die Angeklagten auch unangemessen benachteiligen. Auch wenn es schwer erträglich ist: Es gilt die Unschuldsvermutung. Die Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft und die darf nicht unangemessen in die Länge gezogen werden.

Das heißt, der Prozess muss irgendwann in naher Zukunft beginnen. Und jetzt noch damit anzufangen, einen neuen Saal herzurichten, der größer ist, funktioniert nicht. Also muss man mit diesem unterdimensionierten Gerichtssaal leben.

Die Frage, die sich mir gestellt hat war: Warum um alles in der Welt beantragt ausgerechnet die Brigitte einen der knappen Journalistenplätze? Das ist keine Zeitschrift, die als Kernkompetenz Prozessbeobachtung hat. Brigitte hat sich auf Themen spezialisiert, die weitab des NSU-Prozesses liegen. Die Brigitte-Redaktion hat doch überhaupt nicht die Zielgruppe, um über den Prozess zu berichten.

Lokalsender: Der Prozess ist von bundesweitem Interesse. Warum kommt ein Lokalradio, dass darauf spezialisiert ist, Lokalnachrichten aus Weimar zu senden, auf die Idee, sich bei dem Prozess um eine Akkreditierung zu bemühen? In dem Wissen, dass die Plätze äußerst rar sind? Welches Lokalinteresse hat das Straubinger Tagblatt an dem Prozess?

Das Landgericht darf keine Vorauswahl beim Losverfahren treffen. Ich hätte auch den Aufschrei nicht hören mögen, der erfolgt wäre, wenn man bestimmte Medien von der Platzvergabe ausgeschlossen hätte, weil die eben eigentlich überhaupt nicht reinpassen.

Hier wären die Redaktionen selbst gefragt gewesen, mal zu reflektieren: Brauchen wir den Platz? Passt das überhaupt in unserer Portfolio hinein?

Das ist nicht geschehen. Demzufolge hat jetzt die Brigitte einen Journalistenplatz, dafür aber die FAZ nicht.

Halten wir also fest:

Das Landgericht München ist weiterhin schuldig daran, dass der Raum viel zu klein dimensioniert ist. Dieses ganze Pressedesaster ist ein Desaster mit Ansage. Aber für die aktuelle Verteilung der Presseplätze können sie tatsächlich nicht viel tun. Weil eben die meisten hirnlos eine Akkreditierung beantragt haben ohne vorher mal nachzudenken.

Denn wenn man unterstellt, dass sie nachgedacht haben, wirds hässlich. Dann kann das nur als der Versuch gewertet werden, das Landgericht München vorzuführen.

Veröffentlicht am 29. April 2013, in Allgemein. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. 25 Kommentare.

  1. Vielleicht will das Lokalradio Lotte Weimar seinen Platz ja meistbietend verscherbeln? Ob FAZ oder Welt mehr zahlen?

  2. Alternative, da durchaus clever:
    Alle Zeitschriften eines Verlages/einer Verlagsgruppe bewerben sich um Plätze, selbst die, deren Sujet das gar nicht ist. Damit erhöht sich die Chance, dass zumindest ein Journalist des Verlages einen Platz bekommt – egal wer. Und dann wird halt mit der Akkreditierung im Verlag intern jongliert.
    Finde ich eine plausible Erklärung

  3. „… ein weiterer Aufschub würde die Angeklagten auch unangemessen benachteiligen…“

    Troll-Mode on
    Es ist wohl doch nur _eine_ Angeklagte.
    Troll-Mode off

    😀

  4. Oh – noch was – ich vermute, dass sich der Prozess nochmals wird verschieben lassen müssen, da ganz sicher einige der größeren Nichtausgewählten klagen werden.

  5. Sebastian A. Kaiser

    Das erinnert an den Hitler-Prozeß 1924, welcher mangels ausreichenden Platzes (in den Justizgebäuden Münchens nicht vorhanden) im Hauptlesesaal der Zentralen Infanterieschule stattfand.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Prozess
    Welch Parallelen!
    Ich find diese Entwicklungen sehr sehr bedenklich…

    Sebastian

  6. Es war doch von vornherein klar, dass es so kommen wird. Bei über 300 zur Losung zugelassenen Zeitungen/Magazinen (bei der 1. Akkreditierung waren es lediglich ca. -+120) darf man sich nicht wundern.

    Ich habe gelesen (weiß leider nicht mehr wo), dass die „Gewinner“ ihren Platz auch abtreten dürfen. Ich denke mal daher kommt es, dass die Verlage sämtliche ihrer Klatschblätter mit in den Topf geworfen haben. Die Brigitte gehört nämlich zum selben Verlag wie der Stern.

    Ich verstehe eig. gar nicht wieso überhaupt so viele Berichterstatter zugelassen werden sollen/müssen. Meiner Meinung nach würde es reichen, wenn man nur ein paar in- und ausländische Nachrichtenargenturen Zulassenwürde, wie z.B. dpa, Reuters, etc.
    Viele Berichtserstattungen und Meldungen werden doch meist von den Argenturen übernommen.

  7. Lochkartenstanzer

    Nach dem ersten Desaster war klar, daß der Saal einfach zu klein war. Einem Staat, der für andere Gerichtsprozesse extra einen eigenen Gerichtssaal baut, wäre auch zuzumuten gewesen, einfach eine größere Halle zu nehmen und den mit Polizeiaufgebot zu sichern. Im Wenn man das Aufgebot an Polizisten zu manchen Bundesligaspielen sieht, sollte das doch ein klacks sein.

  8. Lochkartenstanzer

    ach ja:

    es ist nicht an uns, zu entscheiden ob die Brigitte darüber berichten will oder nicht. Wir sollten uns freuen, daß auch so „unwichtige“ Lokalsender wie Radio Lotte genauso eine Chance bekommen udn nicht „wichtige“ Medien wie FAZ & Co, bevorzugt behandelt werden.

    Jetzt auf der Brigitte und Co. herumzutrampeln finde ich nichtin Ordnung. Man sollte den Gerichten eher auftragen, in Zukunft für angemessene Sääle zu sorgen.

  9. Man kann über das Presselotto denken, was man will, aber der Sitzungssaal ist der Bedeutung des Verfahrens angemessen. Hier sitzt nämlich keine (mutmaßliche) Terroristin auf der Anklagebank, sondern „nur“ eine (mutmaßliche) Serienmörderin. Vergleiche zur RAF verbieten sich; die RAF war während ihrer (Un)Taten in den Medien präsent, während man von der NSU erstmals gehört hat, als zwei Drittel davon tot waren! Ich habe mich jedenfalls nicht sonderlich „terrorisiert“ gefühlt, das schaffen die Eurokraten und 1984er in der Regierung derzeit wesentlich besser!

    Diese Mörderbande „NSU“ ist überhaupt erst von der Presse in irgendeine gesteigerte Bedeutung geschrieben worden. Das ist keine „rechte RAF“, sondern das sind schlichte Mörder. Und bei Mordprozessen werden die Sitzungssääle zwar meist einigermaßen voll, aber eine Tombola braucht man nur selten.

    Es war reiner Selbstzweck der Medien, die Bedeutung dieses Prozesses hochzukochen. Natürlich um hinterher Sensationsmeldungen verbreiten zu können. Das Gericht ist aber nicht der Hampelmann der Medien, und deshalb hat es auch keinen Grund, in die Allianzarena oder ähnlich große Orte umzuziehen.

    • Ich denke durchaus das man das Terroristisch einordnen kann. Das es jetzt nicht gegen den Staat ging sondern „nur“ gegen die Gruppe „Migranten“ macht da keinen großen unterschied. Es ist und bleibt Terrorismus auch wen er nur eine Gruppe von Menschen geht.
      Man kann das mit den Taten religiöser Gruppen in Nordirland vergleichen wo sich Katholiken und evangelikale gegenseitig terrorisierten.

      Und ich glaube auch die „Migranten“ in unserem Land haben das durchaus mitbekommen genauso wie andere rechtsgerichtet Taten. Außerdem gabs von der rechten Seite ja auch die Taten der NSU besingende Rechtsrockgruppen und zwar zu Zeiten als von der NSU noch nichts bekannt war.

      • Heph, nur eine Frage an der Stelle und die meine ich ernst und gib mir bitte deine eigenen Worte, nicht die Wikipedia:

        Was ist Terrorismus?

        • Ok in eigenen Worten:

          Ich mache Terrorismus nicht an den benutzten Waffen fest sonder an dem Ziel das ja schon in den Namen einfließt. Das verbreiten von Terror, von Angst und ggf. einer politischen Veränderung -vorallem auch (durch) das gezielte säen von Angst. Durchaus auch der Wille zum Bedingungslosen zerstören.

          Während die bostoner Bomber die Amerikanische Bevölkerung verängstigen wollte ging es hier gezielt gegen Migranten. Das ausbleiben einer Bekennerbotschaft wird dabei durch die Auswahl der Opfer und Zielorte wet gemacht. Döner-Morde impliziert je gegen was und wen es ging – wobei der Begriff Schuld der Medien ist.

          Das der (Polizei-)Sumpf hier das nicht wahrhaben wollte auch nach bis dahin das noch nicht mal rassistische Motive nachgedacht wurde macht die Taten noch nicht zu normalen Verbrechen.
          Wäre es zum Beispiel nur um das Bereichern und/oder das befriedigen irgendwelcher Triebe gegangen hätte man durchaus sagen können das war „Raubmord“ bzw. die tat von „Serienmördern“. Es ging aber ganz klar um mehr.

          Das Politische ziel war hier den Migranten durch Terror klar zu machen „In Deutschland seid ihr nicht willkommen“ dabei haben sich die Leute nicht gegen den Staat direkt Gewand dafür haben die Taten das Bild Deutschlands im Ausland verändert.

          Den unterschied zum org. Verbrechen sehe ich darin das das org. Verbrechen fast keine politischen Ziele verfolgt sonder es meist um Geld oder die Machterlangung über eine Sache geht. Wenn Bandidos und Hells Angels sich kloppen dann meist um die jeweiligen Territorien zum Drogenhandel, Zwangs-prostitution und auch Schutzgeld/Erpressung.
          Die trotzdem mögliche politische Einflussnahme erfolgt dann mehr oder weniger direkt durch Bestechung, Erpressung von einzelnen und eigene Politiker (siehe Mafia).

          • Und wenn sich das jetzt mit der Wikipedia deckt dann kann ich auch nichts dafür. Wirklich nicht.

            • Da sind so viele Gedankengänge drin, die wir alle inzwischen verinnerlicht haben und die man trotzdem hinterfragen sollte, da mach ich nen eigenen Artikel draus – aber erst drüber nachdenken 🙂

    • Lochkartenstanzer

      Das was die NSU gemacht hat, war durchaus terror. Es hat halt nicht die „Elite“ getroffen, sondern die kleinen Bürger, die „ja nicht einmal Deutsche waren“. das erklärt auch, warum die Polizei so nachlässig sein durfte. Es wäre vermutlich ganz anders gelaufen, wenn es jemanden aus der Familie Albrecht, Qandt oder sonst einem der oberen tausend passiert wäre.

      Aber in einem hast Du Recht. Der ganze Presserummel ist für diese Mörder übertrieben. Das Gericht hätte ja nicht gleich ins Olympia-Stadion ziehen müssen. Es hätte auch eine kleinerer Hörsaal gereicht, damit die interessierten Pressevertreter alle Ihre Sitze bekommen. Dann würde da nicht so viel Rummel darum gemacht werden.

    • Zurückgezogen, mir fehlten zuviele Informationen. Und reine Spekulation will ich nicht rausgeben.

      Sobald ich die Infos habe (oder die Weigerung der Übersendung) wird neu gepostet 😉

  10. Das ein Weimarer Radio-Sender berichten will scheint mir nicht verwunderlich, hat sich doch die NSU jahrelang in der Umgebung aufgehalten.

    • Der gehört zu einer Gruppe und damit haben die mehr Lose gehabt.

      • zu welcher denn? Website und wikipedia behaupten, dass es sich um ein nichtkomerzielles Projekt handle, betrieben vom »Radio Lotte in Weimar e.V.«. Hört sich für mich nicht nach einem Medienimperium an.

warf folgenden Kuchen auf den Teller